Kurzer Überblick über die erste Chorreise nach langer Zeit:
Die Anfrage kam natürlich wieder durch Frank und seine unglaublichen Verbindungen: Der Bergedorfer Kammerchor sollte Bestandteil eines Konzertprogramms zum 70. Geburtstages des bis dato uns allen gänzlich unbekannten Komponisten Walther Steffens sein. Die Konzerte, drei an der Zahl, sollten in Hamburg, Dortmund und Aachen stattfinden. Frank sollte sich aus dem gewaltigen Schaffen dieses Titanen der modernen Musik einige geeignete Stücke heraussuchen. Was daraus wurde:
Unser Beitrag für das Konzert bestand schließlich aus der Motette „Jesu, meine Freude“ (Bach), der bereits im letzten Chorkonzert aufgeführten Komposition „Brouillards“ von Frank und der Motette „Im Frieden dein“ und dem Johannes-Prolog von Walther Steffens. Letzteres insbesondere war für den Chor sehr fordernd, da es als Stück schwer gutzuheißen und insgesamt im Klang kraus und in der Notation graphisch war. In jeder Probe kamen aufs Neue die ständig ähnlichen Sprüche, was das für ein Schwachsinn sei und natürlich die endlose Zahl an blöden Witzen. Das färbte wochenlang auf die gesamte Probenatmosphäre und –arbeit ab – meine Meinung!
Für dieses Stück waren noch 4 Instrumentalisten nötig, nämlich Flöte, Klarinette, Englischhorn, Kontrabaß. Da wir die Rechnung nicht zu zahlen hatten, war uns diese Begleitung durch von Frank organisierte sehr nette Leute sehr angenehm. Die zwei Gesangssoli wurden von Thomas und Annett übernommen, grandios übrigens. Ansonsten kamen im Programm noch ein Männerquintett, ein Organist und die Flötistin mit Stücken zum Zug, alle Musiker waren phantastisch.
Ach ja, die Konzerte waren schließlich in Hamburg, Bielfeld und Marienmünster.
Donnerstag, 28.X.2004: Generalprobe im Mariendom Hamburg. Aufgrund eines Missverständnisses konnte der Bassist nicht, der Baß wurde aus Chormitteln (Cello) ersetzt. Den Johannes-Prolog konnten wir nun endlich einmal richtig proben und durch-„singen“. Er war dementsprechend Hauptbestandteil der Probe. Aber auch der Bach…irgendwie war da immer der Wurm drin.
Freitag, 29.X.2004: Stellprobe und Konzert vor vielleicht 30 Leuten, immerhin! Der Komponist, noch 69-jährig, war gerührt, fand es ein „ekstatisches“ Konzert.
Samstag, 30.X.2004: Abfahrt 13 Uhr, Frank verspätete sich um eine halbe Stunde und gab Fehlplanung zu, was soll man machen. Da in Bielefeld aber die Kirche bis 17.00 für das Vokalensemble verplant war, passte es alles trotzdem. Diesmal sollte der Bach mit Continuo begleitet werden, aus verschiedenen Gründen, von denen einer war, dass der Chor leider immer sehr sinkt. Baß und Orgel waren vorhanden, das Cello wurde wieder aus dem Chor ergänzt und in der Probe ging das Konzept auch sehr schön auf. In der Aufführung jedoch (18 Leute im Publikum) stand der Chor wieder etwas weiter hinter dem Continuo und vielleicht war auch die individuelle Aufregung schuld – warum auch immer, jedenfalls sackte der Chor sehr bald deutlich und beharrte durch das gesamte Stück auf seiner gut vierteltönigen Distanz zum Instrumentarium, welches dadurch, wie auch Frank, schwere 10 Minuten durchlitt.
Frank war nach diesem Tag insgesamt über Gebühr verstimmt – Künstler!
Nach dem Konzert Fahrt nach Marienmünster. Der tolle Gastgeber dort (Hans-Hermann), gleichzeitig Sänger im Männerquintett, Initiator und Organisator der ganzen Aktion, verteilte uns genial-chaotisch auf Ferienhäuser und das fröhliche Zechen hub an.
Sonntag, 31.X.2004: Der Vormittag war frei, einige verbrachten diesen Reformationsvormittag in der katholischen Messe der Klosterkirche, andere nicht. Später bekamen wir eine Führung durch Teile des urigen Klosters vom enthusiasmierenden Hans-Hermann, daraufhin wollten uns einige sofort zur nächsten Chorfreizeit dort anmelden.
Dieses Konzert, ohne Vokalensemble und Orgel und damit auch definitiv ohne Continuo, war nicht nur gut besucht, es lief auch eigentlich sehr würde- und niveauvoll ab und war so ein schöner Abschluss.
Die sofortige Rückreise verlief glatt.