Kleiner Bericht über die Italienreise
Um dem Wunsch sowohl des Ahrensburger Kammerorchesters als auch des Kammerchores nach einer Reise nachzukommen, fuhren diese beiden Ensembles über Himmelfahrt 2007 gemeinsam nach Italien. In den Köpfen spukte diese Reise schon lange, doch immer wogen die Bedenken wegen der hohen Kosten, der Kürze der Reise und der meist wegen Kinderbetreuung stark reduzierten Chorstärke zu stark. Hoch sei hier Christian Färber, Konzertmeister der Ahrensburger, zu loben, der mit folgender Lösung aufwartete: Die (hohen) Kosten für Organisation durch eine Agentur und Unterbringung sind wie sie sind. Für die Reise wird ein Bus gemietet, der von HH (bzw. Ahrensburg) aus hin und zurück fährt und uns dort zur Verfügung steht. In diesem Bus kann jeder gegen geringe Gebühr mitfahren, notwendig ist der Bus im Grunde ohnehin wegen des Aufführungsmaterials und der Instrumente. Die Busreise dauert jeweils ca. 18h, wer stattdessen fliegen will, kann dies tun, es gibt eine günstige direkte Verbindung zu passender Zeit von Lübeck. Durch dieses Arrangement entfällt auch die Notwendigkeit, sich sofort (November 2006) zu entscheiden. Dieses flexible Angebot hatte Erfolg, nicht nur fand diese Reise statt, sie wurde sogar ein großer Erfolg. Es blieb allerdings dabei, dass die Besetzung beider Gruppen kleiner als normal war.
Die Anreise nach Italien erfolgte, je nach Geldbeutel, Terminplan und Neigung, mit Flugzeug oder Reisebus. Die Flüge (Lübeck-Bergamo) verliefen glatt, für die Busreisenden begann der Gruppenspass mit Wein, Film und Gesang, wie zu erwarten, schon direkt nach der Abfahrt.
Standort für die Reise war Lovere, eine kleine Stadt am Lago d´Iseo, von dort ausgingen die Tagesausflüge in die Region (Mailand, Bergamo, Brescia, Varenna).
Das Programm bestand teils aus bekanntem und bewährtem Repertoire (so z.B. Beethovens IV Sinfonie, Rheinbergers „Abendlied“ etc.), teils aus für den Anlass hinzugenommenen Stücken (Mendelssohns „Paulus“-Ouvertüre, Verdis „Pater noster“). Ganz besonders waren aber natürlich die gemeinsamen Programmpunkte, so z.B. die auch in Bergedorf schon dargebotene kleine Kantate „Hör´ mein Bitten“ von Schubert oder, aus Anlass dieser Reise, „denn Er hat seinen Engeln“ in der Fasssung aus dem „Elias“ für Chor und Orchester“. So ergab sich ein nicht nur stimmiges, sondern auch abwechslungsreiches Programm, welches das durchaus zahlreiche italienische Publikum begeisterte.
Ganz besonders und ungewöhnlich war die Gemeinschaft aus Chor und Orchester und nicht genug kann der Umstand begrüßt werden, dass aufgrund der gemeinsamen Leitung durch Frank die Verbindung zum Ahrensburger Kammerorchester entstand. Wenngleich ursprünglich der Spaß und die gemeinsame Reise im Vordergrund standen, so bot die Gruppe durch die gegenseitige Begeisterung bewegende Konzerte, auf die beide Ensembles stolz waren.
16. Mai 2007 Die Busreise
Unser Gefährt, ein riesiger blauer „Elite Reisen“-Bus, startete früh um 06:30 Uhr in Bergedorf, nachdem er zuvor schon in Ahrensburg die ersten Reisenden aufgenommen hatte. Die Reisezeit teilte sich in Ruhephasen und aktive Phasen: Es gab ein paar Stunden, während der (fast) alle schliefen, größtenteils aber waren wir mit vielen Dingen beschäftigt, um uns die Zeit zu vertreiben: Es gab große Lunchpakete und Süßigkeitenvorräte zu vertilgen, Schmöker durchzulesen und den Regen und die Landschaft draußen zu beäugen. Zum Glück hatte Stephan Taschke vorsorglich eine Filmauswahl gegen die Langeweile getroffen, sodass sich eine vergnügte Kinogemeinschaft im hinteren Teil des Busses bildete. Die Fahrt bot kurz vor Ende noch einmal einen Höhepunkt: Die Route nach Lovere sollte von Süden entlang des Ufers des Lago d´Isola führen. In dem Ort direkt vor Lovere jedoch irritierte ein Verkehrsschild die Busfahrer mit dem internationalen Hinweis, daß die Uferstraße in der Fortsetzung für Fahrzeuge über 7t nicht zu befahren sei. Sogar das Vorhandensein einer Alternative wurde erwähnt, genauere Informationen hierüber aber vorenthalten. Die abzweigende Straße verlor sich auf dem Weg den Hang hinauf in immer neuen Serpentinen, was dann endlich die Fahrer zur Umkehr veranlaßte. Das Verkehrsschild wurde in der Folge ignoriert und der Weg über die Uferstraße fortgesetzt. Zugegeben: Der Bus war für das idyllische Stadtzentrum mit seinen netten Plätzen und Gassen eindeutig überproportioniert, nicht zuletzt aufgrund der späten Stunde gab es aber keine Verkehrsprobleme und keine Proteste beispielsweise der lokalen Sicherheitsorgane. Das allgemeine Aufatmen ging über in Freude über das schöne Seepanorama entlang der Straße, dies änderte sich erst, als ein weiteres Verkehrsschild vor einem kurzen Tunnel (es handelte sich mittlerweile um eine in die steile Felswand eingefräste enge Uferstraße) eine eindeutige Empfehlung für Fahrzeuge mit einer Höhe von unter 4m abgab. Die Inaugenscheinnahme des Tunnels durch die Fahrer ergab, daß dies wohl doch zu konservativ war. Langsam aber letztlich erfolgreich wurde der Tunnel durchfahren. Aber jetzt wurde es richtig spannend: Von den kommenden Tunnels ganz zu schweigen bestand das Hauptproblem in der Kombination von enger Kurve mit niedrigen Felsüberhängen über der Straße, durch atemberaubende Millimeterarbeit verdienten sich die Fahrer in der Folge wiederholt spontanen Beifall. Ãœberhaupt wurden die Fahrer nur einmal richtig nervös: In einer dieser Kurven gab es vom hinteren Busteil einen Krach wie von zerberstenden Kunststoffteilen. Und dabei war es nur Clemens nach einem Ausflug auf die Bordtoilette! Weitere Heldentaten unserer Busfahrer und ein Loblied auf die lenkbare Hinterachse: siehe Mailand.
Donnerstag, 17.5.07 (Mailand – Konzert Paderno d´Adda)
Trotz der späten Ankunft im Hotel in Lovere ging es am nächsten Tag gleich mit dem abwechslungsreichen Programm los: Alle gemeinsam fuhren wir nach Mailand, wo wir bei strahlendem Sonnenschein durch die Stadt schlenderten. Im Dom sangen wir spontan vor dem gerade anwesenden Touristenpublikum „Locus iste“. Wer wollte, stieg die 160 Stufen aufs Domdach hinauf, wer sich das ersparen wollte, nahm doch lieber den Aufzug. Vom Dach aus genoss man einen herrlichen Ausblick über die Stadt, einigen gefiel es dort so gut, dass sie an Ort und Stelle ein Picknick machten. Als es dann wieder losgehen sollte zum Ort Paderno d´Adda, wo am Abend das erste Komzert stattfinden sollte, kam das Verkehrchaos Mailands und packte unseren Bus: Die Reiseleitung hatte unglücklicherweise eine falsche Straße für uns ausgesucht. So waren wir in einer sehr engen Gasse, die als Einbahnstraße in entgegengesetzter Richtung weitergeführt wurde, außerdem lag quer zur Gasse eine weitere Einbahnstraße. Eine gute Weile lang blockierten wir also erstere und eine Hausausfahrt. Doch wir fanden einen Weg aus dem Dilemma: Zuerst wurden tatkräftig alle Motorräder, die dem Bus beim Wenden im Weg standen, beseite geräumt. Dann schoben wir uns langsam, aber sicher um die Kurve, während uns Polizisten und hilfsbereite Mailänder einwiesen. Die Busfahrer meisterten die schwierige Aufgabe mit Bravour! Wegen der entsprechend verspäteten Ankunft in Paderno d´Adda gab es vor dem Konzert nur die Vorspeise von dem mehrgängigen Menü, das die Kirchengemeinde liebevoll für uns vorbereitet hatte. Das Konzert machte großen Spaß, da das Publikum so herzlich und aufrichtig begeistert war. Und danach konnten wir köstlich essen, trinken und feiern – bis es hieß: Wieder in den Bus für den Weg zurück nach Lovere.
Freitag, 18.5.07 (Bootsausflug – Bergamo – Konzert Bergamo)
Am Freitag Vormittag machten wir einen Bootsausflug zur Montisola – einer Insel im Iseosee. Dort war es wunderschön: Zeit zum Kaffee Trinken in einem der Cafés, Postkarten Kaufen oder für einen Spaziergang die Insel hoch, um das Panorama ringsum zu genießen. Nachmittags fuhren wir nach Bergamo und hatten dort eine Stadtführung. Die war lustig, da unser Stadtführer vor Wissen übersprudelte und uns in einem mordsmäßigen Tempo mit Informationen über Bergamo fütterte und durch die Stadt hetzte. Nach der Führung mussten wir mit Stadtplan bewaffnet allein die Kirche Sant´Anna, in der das Konzert war, finden. Die Kirche war schon ein ganzes Stück größer als die vom Vortag und glücklicherweise auch gut gefüllt. Nach dem Konzert hatten wir noch einen Umtrunk, und um Mitternacht gab es neben dem gelungenen Konzert noch etwas zu feiern: David hatte Geburtstag!
Samstag, 19.5.07 (Brescia – Konzert Lovere)
Am nächsten Tag konnten wir noch eine Stadt der Umgebung kennen lernen: In Brescia wurde uns die Stadt von einem italienischen Stadtführer sehr „herzlik“ gezeigt. Wir bestaunten Ãœberreste antiker Tempelanlagen und den Alten und Neuen Dom Brescias. Händler hatten ihre Stände aufgebaut, so gab es beim Bummeln über den Markt viel zu entdecken. Später, beim Treffpunkt am Bus angelangt, stellten wir fest, dass ein Trompeter verloren gegangen war: Allein unterwegs und verlaufen. Doch zum Glück konnte er wieder eingesammelt werden und das letzte Konzert war geretttet! Nach dem Abschlusskonzert in der Basilica di Santa Maria in Lovere feierten wir zusammen in einem Restaurant am Marktplatz. Sonntag, 20.5.07 (Comer See – Rückfahrt / Rückflug) Auf der Rückfahrt machte der Busfahrer zur Freude der meisten Fahrgäste interessante Kommentare über unsere Strecke und das Gebiet, was wir durchfuhren. Wir vertrieben uns die Langeweile mit dem übrig gebliebenen „Kinoprogramm“ (7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug und Grasgeflüster), steckten – wieder in Deutschland – noch lange im Stau und kamen endlich, endlich um 01:30 Uhr in Bergedorf an.
Julia Bisling / Johannes Lauckner